Bericht über die Reise 1992

Posaunenchöre Altenmedingen / Römstedt 3 Wochen in den USA

Der Posaunenchor... "auf großer Fahrt...", diesmal in die Vereinigten Staaten. Den gleichnamigen Marsch hatten wir schon oft gespielt. Am Montag, den 29. Juni, wurde es dann tatsächlich ernst. Um 5.00 Uhr morgens ging es los, mit dem Flugzeug über London nach Philadelphia.

Seit Januar hatten wir für diese Reise geübt, jeden Sonntagnachmittag, zusätzlich noch an einigen Frei- und Samstagen. Auf einigen Konzerten in unserer Umgebung hatten wir schon mal den Ernst fall geprobt und uns Mut gemacht für den Sprung über den großen Teich. Es hat geklappt und war für uns alle ein tolles Erlebnis. Wir, das sind 13 Altenmedinger, 7 Römstedter und 1 Wichmannsburger Bläser und Bläserinnen, dazu 6 begleitende Fans, meist Geschwister, allen voran jedoch Gerd Voigts als Senior, der schon auf der Polenreise bewiesen hatte, wie wichtig jemand ist, der über das Musikalische hinaus den Kontakt zwischen Posauenchor und Kirchengemeinde herstellt.

Gesehen haben wir nur einen kleinen Teil der USA, doch das kam uns --- mit europäischen Augen gesehen --- schon riesig vor. Ca. 2600 km sind wir allein mit den zwei gemieteten Vans in den letzen beiden Wochen unterwegs gewesen: durch Pennsylvania, New York, New Jersey, Maryland und Virginia. Schaut man auf die Amerikakarte, liegt alles dicht beieinander, ist man aber da, verbringt man 8 Stunden auf dem Highway, um zum Zielort zu gelangen.

Eine erste Erfahrung in Amerika: das Verhältnis zu Entfernungen. Fragt man in der Familie, wie weit es bis zur Stadt sei, lautet die lakonische Antwort: nicht weit! Nur Europäer können überrascht sein, daß "nicht weit"durchaus 2 Stunden Autofahrt bedeutet. Das zeigt sich gleich in der ersten Woche. Wir wurden aufgenommen von der Lutherischen Gemeinde in Baltimore/Maryland.

Nicht alle Bläser wohnten in Baltimore direkt, sieben von uns wurden bei Gemeindemitgliedern außerhalb der Stadt untergebracht, und "außerhalb" hieß in diesem Fall für uns sieben: Washington, immerhin knapp 2 Autostunden entfernt.

Man kann sich vorstellen, wieviel Zeit und Energie diese Gasteltern aufgebracht haben, uns bei sich zu bewirten und uns trotzdem fast täglich nach Baltimore zu kutschieren, weil wir dort unsere Konzerte und gemeinsamen Treffpunkte hatten.

Baltimore (ca. 1 Mio. Einwohner ) erlebten wir auf Einladung von Pastor Otto und seiner Frau. Ihr verdanken wir auch den Höhepunkt dieser Reise. Durch ihre Vermittlung kam es zu zwei Konzertengemeinsam mit dem Annapolis-Brass-Quintet im Rahmen des Internationalen Brass Festivals von Baltimore, das jählich stattfindet und weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt ist.

So manch einem --- vor allem mir als Anfänger --- rutschte das Herz in die Hose, als er mitbekam , wo hier die Musik spielte. Annapolis-Brass-Quintet, das sind Profis, gehen regelmäßig auf Tournee, auch in Europa, geben Platten heraus und sind in den USA durch Funk und Fernsehen bekannt, jedenfalls schaute mich meine Gastgeberin ungläubig an, als ich ihr am zweiten Tag von unseren geplanten Auftritten erzählte.

Anspannung und Nervosität, als wir dann zur ersten gemeinsamen Probe zusammenkamen, in einem großen Hotelkomplex, " Cross Keys Inn ", wo abends das erste Konzert stattfand und wir anschließend übernachteten. Als ich hier unsere Partner zum ersten Mal spielen hörte und mehr zufällig einen Blick in das offizelle Festival-Programm warf: " German Brass aus Hamburg, mit internationaler Erfahrung, Polen England, Frankreich....", war ich sicher, daß hier eine Verwechslung vorliegt und ich hätte mich am liebsten in meinen Tuba-Koffer verkrochen.

Nein ---, da mußten wir durch!

Aufgerichtet hat uns die überaus freundliche und vor allem geduldige Art der fünf Musiker während der gemeinsamen Proben. Dann haben wir mit ihnen zusammen zwei Konzerte gegeben, das letzte am Nationalfeiertag im zentralen Wyman-Park, unter freiem Himmel, auf großer Bühne, mit vielen Verstärkern und mehr als 20 Mikrophonen -- da war nicht jeder von uns froh, direkt ins Mikro blasen zu dürfen --, jedenfalls haben wir alles gegeben, was wir konnten und sind gut durchgekommen. Welchen Eindruck wir letztlich hinterlassen haben, kann niemand geanau sagen, der Applaus der vielen Zuhörer war jedenfalls kräftig und unser Selbstbewußtsein wieder einigermaßen hergestellt. Festen Boden unter den Füßen hatten wir dann aber am Sonntag in der Kirche. Hier waren wir heimisch, hier kannten wir unseren Wert, und ich meine auch, daß wir hier, -- insgesamt gesehen -- unser bestes Konzert gegeben haben. Gleich nach dem gemeinsamen Essen mit der Gemeinde ging es dann draußen weiter im Schatten der hohen Kirchenmauern: einmal durch das Volksliederprogramm. Die Stimmung war so gut, daß man kaum aufhören konnte. Überhaupt war Baltimore ein Heimspiel!

Wir waren hier in einer deutschen Kolonie gelandet, unsere Gastgeber überwiegend Deutsche, die nach dem Krieg ausgewandert waren, sich untereinander gut kannten und gemeinsam die deutsche Kultur pflegten. Das zeigte sich besonders bei Alfreds und Adeles Grillparty, als unsere Gastgeber die deutschen Volkslieder bis zur letzten Stophe durchsangen, während wir schon lange bei lalala angekommen waren.

Jedenfalls war die Aufnahme in Baltimore überaus herzlich, und ich würde mich nicht wundern, wenn uns einige irgendwann in Altenmedingen besuchen.

Die zweite Woche war ganz anders und wieder ganz toll. Zunächst mal war sie typisch amerikanisch --- doch nicht ganz: sie war fast preußisch durchorganisiert; Verantwortlich dafür: Ed Schwartz, eine Persönlichkeit, auch optisch: irischer Zuschnitt, groß, aufrecht, Vollbart, gezwirbelter Oberlippenbart, Energiebündel, Leiter der Blacksburg-Community-Band, deutsch-sprechend und unentwegt darum bemüht, uns den Aufenthalt so interessant und kurzweilig wie möglich zu gestalten. Unveränderliches Kennzeichen: Ed Schwartz redete mit dem ganzen Körper. Jeder Satz , den er sprach, erfuhr seine Betonung durch eine unvergeßliche Gestik und Mimik.

Nicht nur Ed war um unser Wohl bemüht, dazu kam sein weibliches Pendant Sandra, ein Aktivitätsbündel, von der Handelskammer zu uns beordert. Beide zusammen organisierten ein Programm, das keine Wünsche offenließ und hier nur kurz angedeutet werden kann: Besichtigung der Stadt, der Universität, eine romantische und gleichzeitig wilde Flußabfahrt in Autoreifen, eine Wanderung durch die unwegsamen Appalachen, Stefanie hat noch heute Alpträume von der Begegnung mit wilden Schlangen und Flußkrebsen --, eine Pilgerfahrt zum Moutain-Lake, wo Dirty Dancing gedreht wurde, ein Disco-Besuch, der nicht enden wollte, weil Sandra und Hans nicht von der Tanzfläche zu locken waren, eine Appalachen-Rundfahrt, eine Begegnung mit der alten Hilly-Billy-Musik in einem aggelegenen Winkel der Appalachen, wo wir einen überraschten Korrespondenten des Hamburger Abendblattes trafen, der -- einen vermeintlichen Geheimtip folgend -- hier mit seinem Kollegen von der Washington-Post war und nun festellen mußte, daß es von Deutschen nur so wimmelte, ein tolles Essen und vieles mehr.

Wir waren also eine Woche in Blacksburg, Universitätsstadt mit 40.000 Einwohnern, davon mehr als die Hälfte Studenten, bedeutenste Universität von Virginia, und wenn Sie in letzter Zeit Altenmedinger gesehen haben, mit einem T-Schirt von Virginia Tech, dann können das nur Amerika-Fahrer oder deren Verwandte gewesen sein.

Abgesehen vom Sonntag stand in dieser Woche unser Volksliederprogramm im Vordergrund. Dienstag gaben wir mit der Community-Band zusammen ein Konzert auf dem Campus der Universität, Donnerstagabend, nach unserer langen Wanderung in den Bergen, ein Konzert in der idyllischen Kleinstadt Narrows. Die kleine Bühne, auf der wir spielten, war direkt am Fluß, und einige nutzten die Gelegenheit, um nach dem Konzert noch einmal "unterzutauchen" und sich zu erfrischen.

Überhaupt war das Klima für uns alle sehr ungewohnt: heiß, fast durchweg zwischen 34 und 38° und immer schwül durch die hohe Luftfeuchtigkeit. Ein paar Bewegungen reichten aus, und das Hemd klebte auf dem Körper. Das ist auch kein Wunder, denn Washington liegt auf der gleichen Höhe wie Palermo in Sizilien und Blackburg ca. 400 km südlich auf der Höhe von Nordafrika.

Und so haben wir auch in Blacksburg, obwohl es ca.700 m hoch in den Bergen gelegen ist, gehörig geschwitzt.

Trotzdem kann man sich gut erkälten! Warum?

Amerika ist voll klimatisiert. Kommt man ins Haus, ist es kühl: Klimaanlage; geht man raus, erschlägt einen die dicke Luft, steigt man ins Auto: Klimaanlage; geht man einkaufen:Klimaanlage. Trotz der Hitze konnte man einen Pullover gut gebrauchen! Ohne Klimaanlage geht scheinbar nichts: alle Autos fahren mit geschlossenen Fenstern. Kleine Terrassen draußen, wo man einen Kaffee trinken könnte, sucht man vergebens. Jeder flüchtet sich in die klimatisierten Innenräume, und noch heute habe ich die Standardfrage meiner Gastfamilie im Ohr, jedesmal, wenn ich morgens aufstand: " War es Ihnen auch kalt genug?" Glücklicherweise hatte ich einen warmen Schlafanzug dabei.

Das Programm in Blackburg war so dichtgedrängt, daß hier unmöglich alle Einzelheiten beschrieben werden können, doch ein wichtiger Aspekt muß unbedingt genannt werden. Was fehlt einem Posaunisten zwischen der ausgedehnten Wanderung in den Bergen und dem Konzert am Abend? Ein gutes Essen !!

Bis heute kann ich nicht genau sagen, wer das letztendlich alles so perfekt organisiert hatte; denn als wir Donnerstag müde von unserer Wanderung zurückkamen, wurden wir zur Lutherischen Gemeinde nach Pearisburg gebracht, die ein köstliches Essen vorbereitet hatte. Die ganze Gemeinde -- jung und alt -- war angetreten, um für unser leibliches Wohl zu sorgen. Die gleiche Situation auch am Freitag, als man uns nachmittags zur Lutherischen Gemeinde in Floyd brachte und nach dem Kirchenkonzert am Sonntag in der evangelischen Kirche von Blacksburg. Überall hatten die Gemeindemitglieder eifrig gekocht und gebacken, um mit uns gemeinsam zu essen und zu klönen. Für diese Gastfreundschaft bedankten wir uns auf unsere Art: packten die Instrumente aus und spielten Volkslieder und Choräle, was sichtlich Anklang fand.

In der Lutherischen Kirche von Blackburg hatten wir am Sonntag unser letztes Konzert. Die Kirche war voll, und wie sich später herausstellte, waren nicht alle Zuhörer treue Gemeindemitglieder, sondern etliche waren gekommen, um uns zu hören und anschließend mit uns zu plaudern.

Ein bißchen traurig waren wir schon, als wir am Montag Abschied nehmen mußten. Hier hatte man sich rührend um uns gekümmert und uns viel Interesse entgegengebracht. Blacksburg hinterließ den Eindruck einer lebendigen und weltoffenen Stadt mit interessierten, interessanten und vor allem warmherzigen Menschen. Das Reisefieber, unermütlicher Motor einer solchen Fahrt, machte uns den Abschied leichter; denn Philadelphia war angesagt und ein neues kleines Abenteuer in Sicht, allerdings erst nach 9 Stunden Fahrt auf dem amerikanischen Highway in unseren zwei Vans und dem knallgelben Gepäckwagen.

Philadelphia begann mit einer Überraschung: zunächst mal ist es mit 1,6 Mio. Einwohnern eine große Stadt --- da mußten wir durch ---, und als wir endlich unsere St. Paul.s Kirche in der 5. Straße gefunden hatten, war scheinbar niemand da, der uns erwartete. In Philadelphia lief alles etwas anders als bisher, und obwohl wir anfangs dumm aus der Wäsche schauten, entwickelte sich diese Woche zu einem aufregenden und abwechslungsreichen Erlebnis.

Haben Sie schon mal eine Woche in einer Kirche gewohnt? Für uns 27 Bläser kein Problem -- im Gegenteil, es hat unsere Gruppe noch mehr zusammengeschweißt --- konnte sich doch keiner mehr in seine "eigenen vier Wände" zurückziehen. Es war nicht nur ein besonderes Amerika , sondern auch ein intensives Gruppenleben. Für uns ausgeräumt hatte man die Kapelle. Als wir uns jedoch daran machten, nacheinander 27 Luftmatratzen aufzublasen, zeigte sich schnell, daß der Raum zu klein war, also mußten wir auch die beiden Nachbarräume -- eigentlich für den Religionsunterricht gedacht -- belegen. Ein heilloses Durcheinander begann: wer schläft wo? Luftmatratzen wurden geschleppt; erst hierher, dann dahin, dann wieder zurück; Koffer gesucht und nicht gefunden. Es dauerte geraume Zeit, bis jeder meinte, genau den richtigen Platz für seine Matratze entdeckt zu haben. Größte Anziehungskraft besaßen natürlich die beiden Schulräume: obwohl relativ klein, gab es doch hier eine Klimaanlage im Gegensatz zur Kapelle, die von der Temperatur her mehr einer Sauna glich. Entsprechend gut belegt waren dann schließlich die beiden kleinen Räume. Hier schliefen wir -- wie Sardinen in der Büchse --, Matratze an Matratze, den Koffer vor den Füßen, und haben uns am Ende der Woche besser verstanden als je zuvor. Selbst die Tatsache, daß es nur zwei Duschen für uns gab, konnte unsere Freude nicht trüben. Während der "Rushhour" am Morgen ging man halt Kompromisse ein: je länger die Schlange, desto kürzer die Dusche. Der erste Tag in Philadelphia endete -- wer hätte es geahnt -- um 23.00 Uhr im Supermarkt: denn erstens hatten wir nichts zu essen und zweitens auch kein Bettzeug. Hier entwickelte nun schließlich jeder seine persönliche Note: 27 Amerika-Fahrer drängelten an der Kasse vorbei, mit Bettbezügen, blau oder grün, bis zur Billig-Ausführung: Synthetik weiß.

Um das Ganze zu verstehen, muß man doch etwas mehr über die Kirche erzählen. Mit europäischen Augen gesehen scheint Kirche in Amerika auch so etwas wie ein privates Dienstleistungsunternehmen zu sein. Es wird von der Gemeinde finanziert und erbringt entsprechenden Service, und der dort tätige Pastor erfüllt --- zumindest in meinen Augen --- eine Art Manager-Funktion. Die St. Paul.s Kirche bot neben der eigentlichen Kirche eine Vielzahl von Einrichtungen, die alle in das Gebäude integriert waren: eine Großküche, Speiseräume, Aufenthalts-, Spiel- und Schulräume, Bibliothek, Verwaltungsbüros und mehrere kleine Kapellen, eine davon an die Koreanische Kirche vermietet. Hier herrschte die ganze Woche über Betrieb. Das spürten besonders unsere Raucher ganz deutlich, die den Hintereingang für sich nutzten und überrascht waren, wieviele Menschen hier tagtäglich ein-- und ausgingen. Gottesdienste am Sonntag gleich drei nacheinander, damit man den individuellen Bedürfnissen der Gemeindemitglieder gerecht wurde. Der Gottesdienst selbst glich einer perfekten Inszenierung, und man wurde das Gefühl nicht los, als würde dem Publikum hier etwas geboten, damit es weiß, wofür es zahlt.

Organisiert hatte diese Woche Pastor Burkat, gut aussehend, sportlich, Liebhaber heißer Rhythmen, Autofan und unheimlich schnell zu Fuß. Das stellten wir jedenfalls in New York fest, als wir unter seiner Führung die Innenstadt zu Fuß eroberten.Wir waren mit Sicherheit schneller als jeder Sightseeing-Bus. Selbst der T-Shirt-Kauf wurde unter seiner Leitung zum sportlichen Wettkampf: 21 Stück zum Sonderpreis von 10,-DM in 10 Minuten. Auch das Essen ging schnell --- Pizza und Cola für alle ---, vielleicht zu schnell, denn unserem Dirigenten wurde dabei die Tasche gestohlen, inklusive Fotoausrüstung: 3 Wochen Amerika -Erinnerungen auf Dias. Wahrscheinlich sitzt der Dieb noch heute und arbeitet sich durch die 400 Lichtbilder. Hoffentlich gefallen sie ihm!!!

Das Empire-State-Building zeigte sich von seiner schlechten Seite: als wir oben waren, schauten wir in die Wolken. Ein angenehmer Kontrast zum Run durch die Stadt war die Bootsfahrt um Manhattan, bevor wir den Tag in Pier 17 ausklingen ließen, einem Zentrum der Gastronomie in einer umgebauten Hafenanlage. Die Stadt Philadelphia hatten wir natürlich schon am Anfang der Woche besichtigt--- mir persönlich gefiel sie besser als New-York---, unter Führung der freundlichen Sekretärin Judy Becker. Sie hat uns am letzten Sonntag alle zum Essen eingeladen; ca. 30 Mann in Küche, Wohnzimmer und auf der Terrasse: full house!

Ein Ereignis dieser Woche bedarf noch einer besonderen Beachtung. Es entsprang unserem Bedürfnis, einmal an die Atlantik-Küste zu fahren. Etwas naiv folgten wir der Idee von Pastor Burkat: Philadelphia-Atlantic-City per Bus. Der Bus wird nämlich vom Spielcasino betrieben und bringt seine Fahrgäste ohne Umweg direkt in dieTiefgarage desselben. Besonderer Service: wer ins Spielcasino geht, bekommt den Fahrpreis zurück; funktionierte bei uns leider nicht, die meisten waren unter 21 und durften das Casino nicht betreten. Es war jedoch lustig, an den Atlantik zu fahren, in einem Bus, gefüllt mit aufgeregten Damen und Herren älteren Semesters, die mit uns -- in Erwartung einer Glückssträhne -- die Küste ansteuerten; Wir zum baden, sie zum spielen. So erlebten wir den Atlantik auf eine ganz spezielle Art: vor uns die hohen Wellen und hinter uns die hohen Wolkenkratzer der zahllosen Spielcasinos. Einen Vorteil hatte dieser Tag: wer nach Atlantic-City fuhr, der tat das nicht um zu baden, und so waren wir am Strand ganz unter uns.

Erwarten Sie, daß man Sie auf SÄCHSISCH anspricht, wenn Sie nach Philadelphia fahren? So begrüßte uns nämlich der Vorsitzende des Deutschen Clubs in einer ausgedehnten Parklandschaft außerhalb der Stadt; der Name dieses Clubs: "Erzgebirge". Hier gaben wir am frühen Abend des Samstags ein Volksliederkonzert, in idyllischer Atmosphäre, auf einer kleine Bühne unter hohen Bäumen, davor auf Bänken zahlreiche deutschstämmige Zuhörer, bereit zum Picknick. Nach dem Konzert gab es reichlich zu Essen und die Möglichkeit, am Vereinsball teilzunehmen. Wer jetzt allerdings erwartet hatte, endlose Walzerrunden drehen zu müssen, der wurde enttäuscht: Beat und Rock n. Roll war angesagt, und für uns ungewöhnlich: das Gros der Tänzerinnen und Tänzer war im Pensionsalter. Hier rockten mehrere Jahrhunderte über die Tanzfläche -- und wir mittendrin.

Nur mit Mühe konnte Hans schließlich unsere jungen Posaunisten von der Tanzfläche ziehen, um die vereinbarte Abfahrt einzuhalten. An-- und Abfahrt verliefen spektakulär: bereits mittags hatte man uns von der Kirche abgeholt, in zwei schwarzen Cadillacs mit Überlänge,

Foto Cadillac (46)

eher kleine Schiffe als Autos, innen mit rotem Plüsch ausgeschlagen, Autos für die man in Deutschland keinen Parkplatz finden würde. Den Nachmittag vor dem Konzert verbrachten wir dann im clubeigenen Swimming-Pool mit Baden und Tennis.

Unsere Musik stand in Philadelphia etwas im Hintergrund, ein richtiges Konzert mit klassischer Musik, wie sich das viele erhofft hatten , lag nicht drin. So blieb das Musikalische auf den Deutschen Club und die Begleitung der drei Gottesdienste am Sonntagmorgen beschränkt. Eine große Freude konnten wir jedoch den älteren Gemeindemitgliedern machen. Die trafen sich jeden Morgen im Speiseraum der Kirche und wurden dort verpflegt. Wir nutzten die Gelegenheit, um jeden Morgen -- zur Freude der Anwesenden -- einige Choräle und Volkslieder aus unserem Programm zu spielen.

Sonntagabend ging es dann mit British Airways wieder zurück nach London. Den Montag verbrachte ein Teil der Gruppe schlafend und dösend im Wartesaal des Flughafens, während ein Fähnlein Unentwegter die wenigen Stunden nutzte, um auch noch die Londoner Innenstadt "mitzunehmen". Kurz war dann der Flug von London nach Hannover. Erschöpft, aber erfüllt von den Erlebnissen dieser Reise, erreichten wir gegen 23.00 Uhr unsere Heimatorte.

Unser Dank gilt vor allem Hans, der uns in seiner unermüdlichen Art dieses großartige und einmalige Erlebnis möglich gemacht hat und Roland, der einen nicht unerheblichen Teil zum Erfolg dieser Reise beitrug. Daß diese Fahrt so viel Spaß gemacht hat, lag letztendlich aber auch an der guten Verständigung in der Gruppe, die trotz ihrer unterschiedlichen Zusammensetzung überaus harmonisch war.

Horst Traffa-Raoult